WAS IST BAUFORSCHUNG?
Historische Bauforschung ist …
… die historisch informierte technische und kulturwissenschaftliche Analyse eines Gebäudes.
… die Erschließung des baulichen Wandels.
… die Erfassung der Kulturgeschichte, die sich in jedem Gebäude verbirgt.
… der notwendige erste Schritt beim Bauen im Bestand und in der Denkmalpflege.
… Grundvoraussetzung für eine denkmalgerechte Sanierung.
… wissenschaftlicher Beitrag in der denkmalpflegerischen Praxis.

EINSCHLÄGIGE VERBÄNDE UND ORGANISATIONEN
Für die verschiedenen Facetten der Bauforschung im deutschsprachigen Raum sind folgende Verbände und Organisationen einschlägig:
Arbeitsgruppe Bauforschung der Vereinigung der Landesdenkmalpfleger
https://www.vdl-denkmalpflege.de/arbeitsgruppen
Koldewey-Gesellschaft, Vereinigung für baugeschichtliche Forschung e.V.
http://www.koldewey-gesellschaft.de
Arbeitskreis für Hausforschung e.V.
http://www.arbeitskreisfuerhausforschung.de
Deutsches Archäologisches Institut
ÖAW Österreichische Akademie der Wissenschaften, Österreichisches Archäologisches Institut
https://www.oeaw.ac.at/oeai/forschung/historische-archaeologie/historische-bauforschung
Vereinigung für Bauforschung (Schweiz)
https://veba-bauforschung.ch/index.php
Netzwerk Bau und Forschung (Schweiz)
http://www.netzwerk-bauundforschung.com
Die historische Bauforschung darf nicht mit der ingenieurs- und materialwissenschaftlichen, auf die heutige Baupraxis und Bauwirtschaft bezogene Bauforschung verwechselt werden, wie sie beispielsweise vom Fraunhofer Institut betrieben wird.
FAQs
Warum historische Bauforschung?
Die historische Bauforschung…
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…versteht das Objekt, das Gebäude als wertvolle Quelle, aus der wissenschaftliche, baukulturelle Erkenntnisse gezogen werden, die es wertzuschätzen und deshalb zu erhalten gilt.
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…dient der Ermittlung der Bau- und Veränderungsgeschichte in historischer und technisch-konstruktiver Hinsicht.
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…beurteilt Konstruktionen, Materialien und Wirkungszusammenhänge im Bauwerk unter Berücksichtigung historischer Arbeitstechniken und dient der Tradierung und Fortschreibung von Baukultur.
Wann bzw. wozu benötigt man Bauforschung/Bauforscher? Wann wird Bauforschung gemacht?
Ein Bauforscher, eine Bauforscherin muss eingeschaltet werden…
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…um ein Gebäude zu verstehen, in seiner Geschichte, seinen Konstruktionen, seinen Stärken und Schwächen.
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…wenn der bauhistorische Wert eines Gebäudes beurteilt werden muss.
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…wenn Eingriffe in die historische Bausubstanz eines Gebäudes vorgenommen werden sollen, damit der Zeugniswert erhalten bleibt.
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…wenn historische Baukonstruktionen bezüglich technischer Parameter untersucht und beurteilt werden müssen, damit eine zielgerichtete und kostenschonende Sanierung ermöglicht wird.
Was macht, was kann der Bauforscher/die Bauforscherin?
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Quellen-, Literatur- und Archivrecherchen und deren Auswertung.
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verformungsgerechte Aufmaße von Gebäuden und baulichen Anlagen in Form von Plänen, sowohl von Hand als auch mittels Tachymetrie und/oder verständiger Auswertung von 3d-Laserscans/sfm-Aufnahmen.
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Dokumentationen der Gebäude und ihrer historischen Ausstattung in Schrift und Bild in Form von Raumbüchern.
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Beurteilung und Einordnung der Leistungsfähigkeit von Bauteilen und Baukonstruktionen.
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dendrochronologische Untersuchung von historischen Holzbauteilen.
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thermographische und endoskopische Untersuchungen zur zerstörungsfreien Feststellung verborgener Konstruktionen.
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baugeschichtliche/baukonstruktive Analysen in Form von Berichten und Visualisierungen als Synthese der angewandten Methoden.
Wer macht Bauforschung?
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Freie Bauforschungsbüros
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Bauforscher/Bauforscherinnen an den Landesdenkmalämtern
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Fachwissenschaft an Universitäten und Hochschule für angewandte Wissenschaften
Wann benötigt man den Bauforscher/die Bauforscherin und für welche Aufgaben?
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Zu Beginn einer Maßnahmenplanung als unabdingbare Grundlagenforschung zum besseren Verständnis des Objekts im Hinblick auf die Geschichte des Gebäudes und der damit verbundenen denkmalpflegerischen Werte (Denkmalvermittlung), auf das konstruktive und statische Gefüge und deren technische Parameter (Sanierungsvorbereitung).
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Als Begleitung laufender Baumaßnahmen um Veränderungsprozesse zu dokumentieren und um objekt- und ressourcenschonend auf die Ausführung einwirken zu können.
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Der Umfang einer bauforscherischen Untersuchung hängt immer von der Komplexität eines Gebäudes ab.
Wem hilft der Bauforscher/die Bauforscherin?
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…dem Bauherrn/Auftraggeber, weil er durch die detaillierte Kenntnis des Objekts spätere Mehrkosten und -leistungen zu vermeiden hilft.
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…dem Architekten, weil er die konkreten Entwurfs- und Planungsgrundlagen schafft um Eingriffe gezielt und substanzschonend vornehmen zu können.
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…dem Statiker, weil er die Gebäudestruktur aufdeckt und die konstruktiven Zusammenhänge detailliert und maßlich korrekt darzustellen vermag.
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…dem Brandschützer und Energetiker, weil er den Aufbau von Bauteilen und Konstruktionen in ihrer Wirkungsweise zueinander darstellt und ihre Materialeigenschaften benennt.
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…dem kulturellen Gedächtnis, weil er die gebaute Umgebung in seiner Entwicklungsgeschichte und Vielfalt versteht, beschreibt und einzuordnen vermag.
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…allen Projektbeteiligten, weil er verfahrensrechtliche und formelle Belange vermittelt und im Projektteam abstimmt.